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Armin Entwicklung & Koordination
Team Fitnessletter

Aktualisiert am
18. Februar 2022


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5 Fitness-Mythen aufgedeckt

Sonstiges

In der Fitnessbranche gibt es viele Mythen und Meinungen, welche teilweise richtig sind, allerdings zum Teil nicht wissenschaftlich belegt sind. Diese unbelegten Mythen werden umgangssprachlich auch als „Bro-Science“ bezeichnet. In dem folgenden Artikel geben wir dir einen kurzen Überblick über fünf dieser Mythen.

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n der Fitnessbranche gibt es viele Mythen und Meinungen, welche teilweise richtig sind, allerdings zum Teil nicht wissenschaftlich belegt sind. Diese unbelegten Mythen werden umgangssprachlich auch als „Bro-Science“ bezeichnet. In dem folgenden Artikel geben wir dir einen kurzen Überblick über fünf dieser Mythen.

Mythos 1: Foam Rolling erhöht langfristig die Beweglichkeit und fördert die Regeneration

Foam Rolling ist das Ausrollen von Muskeln unter Zuhilfenahme einer Faszienrolle. Diese Methode soll die Beweglichkeit steigern und die Regeneration fördern. In einer Studie von Hodgson et al. [1] wurde die Dauer der erhöhten Beweglichkeit gemessen. Dabei hat sich herausgestellt, dass diese maximal 30 Minuten anhält. Somit handelt es sich dabei um keinen langfristigen, sondern lediglich einen kurzfristigen Effekt. Bezüglich der Regenerationsförderung hingegeben gibt es aktuell keine wissenschaftliche Evidenz.

Mythos 2: Der Rücken muss beim Training immer gerade sein

Der Rücken weist bei einer neutralen Haltung keine gerade Linie, sondern eine Doppel-S-Form bzw. Neutral-Null-Stellung auf. Das bedeutet: Eine komplett gerade Haltung der Wirbelsäule existiert generell nicht. Diese neutrale Haltung kann allerdings beim Training nicht immer aufrechterhalten werden. Eine Studie von Kingma et al. [2] hat herausgefunden, dass bei der Übung „Kniebeuge“ immer eine leichte Flexion (also Beugung) der Lendenwirbelsäule vorhanden ist. Das ganze Thema ist also weitaus komplexer, als es der Mythos vermuten lässt.

Krümmung der Wirbelsäule
Bild: Die Krümmung der Wirbelsäule

Mythos 3: Schmerz ist immer biologisch

Viele Menschen denken, dass Schmerz immer eine biologische bzw. mechanische Ursache im Körper hat. Dies ist allerdings nicht die einzige Art von Schmerz, da Schmerzen immer multifaktoriell sind und es viele verschiedene Ursachen dafür geben kann. Genauer kann dies durch das bio-psycho-soziale Schmerzmodell beschrieben werden. Dieses wird in der Ausbildung zum Fitnesstrainer genauer erklärt. Im Folgenden werden die einzelnen Gründe kurz erläutert:

Biologische Gründe

Diese treten durch Muskulatur, Gelenke, Hormone oder Nerven auf. Allerdings ist dies - anders als der Mythos es beschreibt - nur ein Teilaspekt.

Psychologische Gründe

Gedanken, Gefühle, Stimmung und Verhalten haben immer einen Einfluss auf das Schmerzempfinden.

Soziale Gründe

Arbeit, Familie, Freizeit und Kontakte beeinflussen das Schmerzempfinden ebenso.

Mythos 4: Alles kann funktionelles Training sein, solange es einen Zweck erfüllt

Der Begriff „Functional Training“ wurde in den letzten Jahren immer größer und hat sich zu einem Trend entwickelt - dabei stellt sich die Frage, was genau funktionelles Training ist. „Funktionell“ bedeutet eigentlich nur „zweckdienlich“, weshalb theoretisch in jede Übung ein Zweck interpretiert werden könnte. Daher sollte beispielsweise eine Bizeps-Maschine nicht als funktionell bezeichnet werden, da sie lediglich dem Zweck dient, den Bizeps zu trainieren und keinen funktionellen Bewegungsablauf abbildet. Jedoch muss nicht gänzlich auf nicht-funktionelle Übungen verzichtet werden, da diese für Trainierende sinnvoll sein können. Sind in dem Beispiel nur Zuwächse der Muskelmasse im Bizeps gewünscht, so erfüllt die Übung dennoch ihren Zweck.

Mythos 5: Schlingentraining ist nur für junge Leute geeignet

Dieser Mythos wurde durch zwei Studien widerlegt. In der Studie von Gaedtke [3] haben Senioren über einen Zeitraum von 12 Wochen mit dem Schlingentrainer trainiert. Unter anderem konnten die Studienteilnehmer deutliche Kraftzuwächse erreichen und 91 % der Teilnehmer waren motiviert, das Training mit dem Schlingentrainer nach der Studie weiter fortzuführen. In der Studie von Soligon et al. [4] wurde das traditionelle Widerstandstraining von älteren Erwachsenen mit Schlingentraining verglichen: Beide Arten von Training haben zu ähnlichen Resultaten hinsichtlich des Zuwachses der Kraft, Muskelmasse und funktioneller Leistungsfähigkeit geführt.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass viele Mythen in der Fitnessbranche vorherrschen, davon aber auch viele falsch oder nur die halbe Wahrheit sind. Deswegen sollten diese nicht gleich für bare Münze genommen werden, sondern zuvor die Studienlage überprüft werden. Es ist ebenso möglich, eine studienbasierte Fitnesstrainer-Ausbildung zu absolvieren, um verschiedene Grundkonzepte im Bereich Training zu verstehen – dadurch können viele Mythen direkt aus dem Weg geräumt werden.

Studien

[1] Hodgson, D., Quigley, P., Whitten, J., Reid, J. & Behm, D. (2017). Impact of 10-Minute Interval Roller Massage on Performance and Active Range of Motion. Journal of Strength and Conditioning Research. 33. 1. 10.1519/ JSC.0000000000002271. www. researchgate.net/publication/321141902_ Impact_of_10-Minute_Interval_Roller_ Massage_on_Performance_and_Active_
[2] Kingma, I., Faber, G., & Dieën, J.V. (2010). How to lift a box that is too large to fit between the knees. Ergonomics, 53, 1228 - 1238. www.semanticscholar.org paper/How-to-lift-a-box-that-is-too-largeto-fit-between-Kingma-Faber/98cfbbcb19a- 500866eb7c60c11c76dc4a0536478.
[3] Gaedtke, A., & Morat, T. (2015). TRX Suspension Training: A New Functional Training Approach for Older Adults - Development,Training Control and Feasibility. International journal of exercise science, 8(3), 224–233.
[4] Soligon, S. D., da Silva, D. G., Bergamasco, J., Angleri, V., Júnior, R., Dias, N. F., Nóbrega, S. R., de Castro Cesar, M., & Libardi, C. A. (2020). Suspension training vs. traditional resistance training: effects on muscle mass, strength and functional performance in older adults. European journal of applied physiology, 120(10), 2223–2232. doi. org/10.1007/s00421-020-04446-x.


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