Wellness

Wellness-Anwendungen: Das passiert mit Deinem Körper

Wellness – das Zauberwort des neuen Jahrtausends. Es steht für Wohlbefinden und Entspannung. Für Anwendungen, die Körper und Seele streicheln.
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assagen gehören dazu, Bäder, Packungen... Ob sie allerdings mehr können, im Körper auch etwas bewirken, war bisher reine Spekulation. Es gab keine Messungen.

Bis jetzt: Professor Dr. Sepp Porta, Leiter des Instituts für Angewandte Stressforschung in Bad Radkersburg in Österreich, untersuchte sechs Wellnessbehandlungen und ihre Wirkung auf vier Probanden: Ganzkörpermassage, Thalasso (Anwendungen mit angereichertem Meerwasser), Shiatsu (Fingerdruckmassage), Vulcano-Heilschlamm-Packung, Sauna und Schwimmen in Thermalwasser.

Sein Fazit: „Es waren jedes Mal deutlich veränderte Werte im Blut zu erkennen.“

Gemessen wurde die Wirkung von Stresshormonen auf den Körper. Etwa auf die Blutgase (verändern sich u. a. im Zusammenhang mit der Atmung), den Zuckerstoffwechsel (wirken auf den Energieumsatz), den Kalzium-Magnesium-Haushalt (zeigt, wie belastet der Mensch ist).

Mit Geräten aus der Intensivmedizin, die bis zu 50 Werte in wenigen Tropfen Blut nachweisen können, führte der Professor die Tests durch.

Wer sich fragt, was ausgerechnet Stresshormone mit Wellness zu tun haben, fragt zu Recht. „Jeder Reiz, der auf den Körper ausgeübt wird, ist für ihn zunächst Stress“, definiert Experte Porta. „Andererseits kann der Mensch nur dann Entspannung empfinden, wenn zuvor irgendein Reiz da war.“

Massage

Versprochene Wirkung: Entspannung der Muskulatur, Durchblutungsförderung.

Wirkung auf Test-Personen: Der Atem wird langsamer, (Kohlendioxidgehalt im Blut steigt), die Durchblutung besser. Messbar ist eine drastisch verminderte Ausschüttung von Stresshormonen. Durch das Kneten der Muskulatur wird viel Kalzium in die Zellen gepumpt, der Stoffwechsel dadurch sanft auf Touren gebracht.

FAZIT: Die Ganzkörpermassage wirkt zentral beruhigend, damit entspannend. Auf den Körper geht zwar ein starker Reiz ein, der allerdings schnell als angenehm empfunden wird. Das gibt den Entspannungskick hinterher.

Sauna

Versprochene Wirkung: Saunieren stärkt die Abwehrkräfte, regt die Durchblutung an, trainiert die Gefäße, erhöht den Zellstoffwechsel, entschlackt das Bindegewebe, spült Schadstoffe aus.

Wirkung auf unsere Test-Personen: Die Atmung wird schneller (überraschend, man merkt es nicht!), dadurch sinkt der Anteil von Kohlendioxid (CO2) im Blut. Folge: Das Blut wird basisch, bindet jetzt viel Sauerstoff. Nach dem eiskalten Duschen steigt das CO2. Kurz darauf sinkt der O2-Anteil im Blut abrupt ab – die Zellen bekommen eine Sauerstoffdusche.

FAZIT: Achtung bei Unterzucker: Durch die Hitze wird der Stoffwechsel stark angeregt – also viel Energie (Zucker) verbrannt. Neigt jemand zu Unterzuckerung, können die Reserven schnell aufgebraucht sein. Vorbeugend etwas Traubenzucker mitnehmen.

Shiatsu

Versprochene Wirkung: Per Fingerdruck sollen Energieblockaden gelöst und dadurch der Energiefluss im Körper harmonisiert werden. Ziel ist eine besonders tief gehende Entspannung.

Wirkung auf unsere Test-Personen: Shiatsu kickt den Körper zu erhöhtem Energieumsatz (Blutzucker sinkt, Milchsäure steigt), ohne die Atmung dabei messbar zu beschleunigen. Der Stoffwechsel wird stark angeregt.

FAZIT: Interessant: Der Reiz schleicht sich so langsam in den Körper ein, dass die Stresshormone keine große Gefahr wittern. Das zeigt sich daran, dass sie nicht vermehrt ausgeschüttet werden.

Thermalwasser

Versprochene Wirkung: Schwimmen in Thermalwasser soll entspannen, den Stoffwechsel anregen.

Wirkung auf unsere Test-Personen: Auffällig: ein unerwartet großer Verbrauch von Zucker und freien Fettsäuren (werden bei leichter Belastung bevorzugt verbrannt), gleichzeitig sinkt der Milchsäurespiegel – aus diesem Grund wird viel Sauerstoff verbraucht. Das zeigt eine geschickte Verbrennung des Zuckers.

FAZIT: Ein relativ geringer Reiz führt zu auffallend starken Stoffwechselreaktionen. Ideale Anwendung für Wellness-Einsteiger. Bei Herz-Kreislauf-Schwäche aufpassen!

Thalasso

Versprochene Wirkung: Anregung des Stoffwechsels, Entschlackung. Über die Haut soll der Körper Mineralien und Spurenelemente aus erwärmtem Meerwasser sowie aus Algen aufnehmen.

Wirkung auf unsere Test-Personen: Der Blutzucker sinkt deutlich ab – das heißt, dass viel Energie verbraucht wird. Außerdem findet eine starke Fettverbrennung statt. Der Sauerstoffanteil im Blut steigt. Die Atmung bleibt gleichmäßig, wird nicht schneller.

FAZIT: Starke Reaktion auf den ganzen Körper, auch auf den Stoffwechsel. Bei Herz-Kreislauf-Problemen aufpassen!

Vulcano

Versprochene Wirkung: Basalt (Pulver), der mit Magnesium-Wasser zu Schlamm verarbeitet und als heiße Packung aufgetragen wird, soll die Muskulatur entspannen, Gelenkschmerzen lindern.

Wirkung auf unsere Test-Personen: Kohlendioxid und Basenpuffer steigen deutlich an. Es kommt, ähnlich wie bei der Massage, zu einer Verlangsamung der Atmung und damit zu einer Beruhigung. Der Stoffwechsel reagiert auf die Anwendung nicht nennenswert. Weder beim Blutzucker noch beim Milchsäurespiegel zeigen sich Veränderungen.

FAZIT: Obwohl die Anwendung nur lokal ist (in diesem Fall: Rücken), wirkt sie stark genug, um generell zu beruhigen.

Stresshormone haben uns im Griff

Wichtig zu wissen ist, dass der Körper auf ausnahmslos jeden Reiz reagiert, prompt Stresshormone ausschüttet, die gewisse Prozesse im Körper beschleunigen und andere bremsen.

Extrembeispiel: „Wenn sich die Hormone vor lauter Stress nur noch vermehren und damit Reaktionen ausschließlich beschleunigen, macht sich der Mensch vor Angst in die Hose.“

Da die wichtigsten Stresshormone (z.B. Adrenalin) bei jeder Belastung – von Ärger bis Massage kann das alles sein – neu ausgeschüttet werden (egal, wie viele vorher schon im Blut waren), gibt eine starke Reaktion auf eine eher leichte Belastung Aufschluss über den vorherigen Stressstatus.

Konkret passiert Folgendes: Treten vermehrt Stresshormone auf, pumpen sie Kalzium in die Zellen, das dort für Action sorgt – etwa Muskelzellen zum Zusammenziehen bringt. Kalzium wirft also den Motor Zellen an. In den Zellen wartet Magnesium – es schmiert sozusagen die Kolben, wird danach sofort ins Blut abgestoßen. Ist zu wenig Magnesium da, ist der Mensch erschöpft. Wie erschöpft, zeigt das Kalzium-Magnesium-Verhältnis.

Grundsätzlich bemühen sich Stresshormone, möglichst rasch Energie in Form von Zucker zu liefern. Ein Abfallprodukt des Zuckerverbrennungsprozesses ist Milchsäure – sie geht direkt ins Blut. Der Haken: Übersäuertes Blut bindet Sauerstoff so schlecht, dass in den Zellen nur wenig davon ankommt. Im Extremfall (z.B. beim 100-m-Lauf) braucht der Körper bis zu 36-mal so viel Energie für dieselbe Leistung! Damit es gar nicht so weit kommt, muss das Zuviel an Milchsäure schnell weg.

Zwei Möglichkeiten gibt es:

Der Mensch atmet schneller und gibt damit mehr Kohlendioxid ab. Diese Säure kann er nämlich am leichtesten loswerden. Schafft dadurch den Ausgleich. Basenpuffer (werden bei Stress aktiviert) wirken wie ein Bindemittel auf die Säure, neutralisieren das Blut.

Am Beispiel Sauna bedeutet das: Die Hitze führt zu schnellerer Atmung. Der Säuregehalt im Blut sinkt, Sauerstoff wird gebunden. Jetzt die eiskalte Dusche: Nach dem Hitzeschock die reinste Entspannung. Das Blut wird wieder saurer und kann dadurch Sauerstoff abgeben – er geht in die Zellen, frischt sie auf.

Auch die anderen fünf Behandlungen lieferten aufschlussreiche Werte. Eine viel versprechende Aussicht: „Wenn man weiß, wie etwas wirkt“, so Professor Porta, „kann man es gezielt einsetzen – mit guten Chancen sogar mal als Heilverfahren.“